Werkstatt Recherche (Oktober 2013) Lobbyismus: Selbsternannte Unschuldslämmer Einst war Günter Verheugen ein mächtiger Mann. Zuerst FDP-Bundestagsabgeordneter, dann zur SPD gewechselt und danach von 1999 bis 2010 EU-Kommissar, zuletzt zuständig für Industrie- und Unternehmenspolitik. Im Ruhestand lässt sich soviel Wissen vergolden. Als Berater für die Royal Bank of Scotland (rechts der Ausriss einer Erlaubnisanfrage an die EU-Ethikkommission) oder gleich mit einer eigenen Firma namens "European Experience Company", das anderen Unternehmen expressis verbis "Hintergrundanalysen und Strategieempfehlungen in europapolitischen und anderen politischen Angelegenheiten" verkauft. Der Verdacht, da gehe es um Lobbyismus, ist nach Studium einiger vertraulicher Unterlagen zu Günter Verheugen, deren Veröffentlichung die Lobby-Transparenzgruppe "Alter-EU" durchgesetzt hat, nicht weit hergeholt. Die EU-Ethikkommission, in der wiederum ein Rechtsanwalt mit Lobbyhintergrund sitzt, stellte Verheugen einen Persilschein aus, weil der versichert hatte, seine neuen Jobs würden "keine Lobbytätigkeit" beinhalten. Ein gut belegbares Beispiel von vielen. Auch ein Anlaß für edition-zeitlupe, das Thema Lobbyismus in einer Werkstatt-Recherche mit jungen Journalistik-StudentInnen der Universität Eichstätt unter die Lupe zu nehmen. | |