| Die email kam eines Nachmittags und der Absender war kein gewöhnlicher. Das Präsidentenbüro von Ruanda ließ fragen, ob Mister Lombard lange Jahre nach dem Genozid an Hundertausenden von Menschen nicht ein Friedensfestival in Kigali organisieren könne. Vielleicht im Fußballstadion? Er kann. Rashid Lombard, bis zum Ende der Apartheid Journalist und Kriegsfotograf, hatte einst legendäre Fotos für die großen Agenturen auf dem Globus geschossen. Den Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu hatte er erwischt, als der vor einem Kruzifix stand, seine Hände ausbreitete und die Freiheit herbeibetete. Auf Rashids Foto sah es aus, als wäre Tutu selbst ans Kreuz genagelt. Wenn Rashid nach Angola, Mozambique oder Namibia reiste, heimlich seine Frau besuchte, die im Untergrund Mitglied des militärischen ANC-Arms gewesen war, hatte er im doppelten Boden seiner Kamerakoffer meist Geld für die Befreiungskämpfer versteckt. Irgendwann „macht dich das müde“, sagt er. Es war 1995. Sein Land hatte sich verändert. Nelson Mandela war Präsident. Es war an der Zeit, die Kameras in den Schrank zu legen. Zeit für den Jazzfreak. Die Bühne dafür musste er damals erst erfinden. Er etablierte aus dem Nichts heraus ein unabhängiges Busch-Radio, ging mit diesem „Fine Music Radio 101.3“ auf Sendung und gründete vier Jahre später das Cape Town International Jazz Festival. Kein großer Musiker auf dem Globus, den er nicht schon auf seinen Bühnen am Kap der Guten Hoffnung gehabt hätte. Sein Jazzfest steht im Ranking der Fachpresse mittlerweile weltweit auf Platz vier. Und weil sich kaum einer aus den Townships die Eintrittpreise leisten kann, gibt´s während des Festivals im Herzen von Kapstadt ein riesiges Happening mit internationalen Stars zum Nulltarif. Jetzt reizt ihn Kigali. Und vor allem der Frieden. |